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Wasser war das dominierende Thema bei der Enthüllung eines großen Banners am 18.11.2022 in Harrlach. Beziehen doch rund 200.000 Menschen ihr Wasser aus genau dem Gebiet, in dem die Bahn plant, mindestens 45 Hektar Wald abzuholzen, das Gelände anschließend zu versiegeln und einen Industriebetrieb zur Reinigung und Wartung von Zügen zu errichten. Die Bürgerinitiative „Kein ICE Werk in Harrlach‘“ hatte zahlreiche Unterstützer aus Politik und von Verbänden eingeladen, um gemeinsam ein großes Banner zu enthüllen, das auf genau diese Gefahr hinweist. Sprecherin Petra Seitz betonte, dass man im Mai letzten Jahres bei Null gestartet sei, und die 145 Harrlacher ganz auf sich allein gestellt waren. Aber durch geduldige Überzeugungsarbeit und Informationsaustausch habe sich jetzt eine breite Unterstützerfront gebildet, die gemeinsam mit der Bürgerinitiative gegen ein ICE Werk bei Harrlach kämpft.

Den Anfang der Politikerriege machte Dietmar Helm, der als 3. Bürgermeister für die Stadt Fürth gekommen war, die die Hälfte ihres Wassers aus der Harrlacher Gegend bezieht. „Wasser ist schon jetzt nicht mehr selbstverständlich und ist in der Zukunft erst recht ein enormer sozialer Sprengstoff“, drückte er seine Kritik aus. Gleiche Bedenken äußerte die Fürther Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs, die betonte, dass Umwelt und unser Umgang mit Ressourcen uns alle etwas angehen. „Wir müssen unsere Lebensgrundlagen verteidigen“ so ihr Standpunkt.

Auch der Rother Bürgermeister Buckreus betonte den Schulterschluss zwischen Stadt und Bürgerinitiative und appellierte, das Interesse an diesem Thema in der Öffentlichkeit nicht einschlafen zu lassen. Schwanstettens Bürgermeister Pfann griff den Vergleich der Harrlacher mit einem gallischen Dorf auf, das gegen die Übermacht der Bahn kämpft. Bei den immer heißeren Sommern wachse die Bedeutung ausreichenden Trinkwassers, der kürzlich gefundene, besonders streng geschützte Steinkrebs sei hier wie ein Sechser im Lotto. Auch Landrat Eckstein ließ es sich nicht nehmen, seine Unterstützung erneut zu betonen. „Die Sachlichkeit, Informationstiefe und fundierte Argumentation der Bürgerinitiative haben mich überzeugt“, erklärte er. Dieses faire und ausdauernde Engagement hat die volle Unterstützung durch den Kreistag erhalten, der geschlossen Position gegen dieses Projekt beziehe. Er habe selten ein so breites Bündnis aus Politik und Verbänden erlebt.

Eindeutig Stellung bezogen auch die Vertreter der Verbände. Der frisch gekürte Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, betonte „dass auch für eine nachhaltige Mobilitätswende Planungen ressourcenschonend erfolgen müssen“. Gerade bei Harrlach sei der Schaden an der Natur erheblich, auch landwirtschaftliche Flächen spielten angesichts des Klimawandels eine zunehmende Rolle und stünden nicht als billige Ausgleichsfläche zur Verfügung. Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz, betonte, dass viele Einzelentscheidungen letztlich für die Klimaentwicklung verantwortlich sind. „Wir werden dran bleiben, den Wald geben wir nicht auf“, versicherte er.

Den Abschluss der beeindruckenden Rednerliste bildete der Nürnberger Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Klaus-Peter Murawski. Er richtete Grüße des Ehrenvorsitzenden Weiger aus und betonte, der Landesverband stehe fest hinter den Bürgerinitiativen zum Schutz des Reichswalds. Laut Umweltministerium wird Nürnberg die trockenste und heißeste Stadt Bayerns werden, da zähle jeder Quadratmeter Wald. Der Bund Naturschutz habe deshalb das Bündnis „Rettet den Reichswald“ gegründet, das viele Bürgerinitiativen umfasst und gegen mehrere Projekte im Reichswald aktiv ist. Bei dem ICE Werk habe zudem die Politik eine entscheidende Rolle gespielt, denn ursprünglich präferierte die Bahn den Standort Mannheim mit bahneigenem Gelände, und nur auf Betreiben von Eisenbahn-Gewerkschafter Burkert habe man sich für den Großraum Nürnberg entschieden. “Der Bund Naturschutz wird daher den Rechtsweg voll ausschöpfen, notfalls bis zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig“ erklärte er kämpferisch. Zahlreiche weitere geladene Gäste von Politik und Verbänden zeigten mit ihrer Präsenz ebenfalls an, dass sie den Kampf gegen ein ICE Werk im Trinkwassereinzugsgebiet voll unterstützen. Auch die Landratskandidaten Ben Schwarz (SPD) und Helmut Bauz (Freie Wähler) schauten vorbei. Und natürlich war auch die Harrlacher Dorfbevölkerung gut vertreten, geht es hier doch um das Weiterbestehen eines beschaulichen Dorfes, das nicht plötzlich an ein Industriegebiet „umgesiedelt“ werden will.

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