Metusalix

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… das ist Oskar Eckstein, mit 85 Jahren unserer ältester männlicher Harrlacher, also ein echtes Urgestein, unser Methusalix im gallischen Dorf.

Er ist von Beginn an im Protestcamp dabei und unterstützt unsere Bürgerinitiative mit sichtbarem und lautstarkem Protest. Einer der Gründe liegt in seiner Lebensgeschichte. Oskar weiß, was auf dem Spiel steht.

1936 als sechstes von acht Kindern in Harrlach geboren, ist er von Kindesbeinen an mit der Natur, dem Wald, den Weihern, den Wiesen und Feldern rund um Harrlach eng verbunden. Seine Eltern lebten von einer kleinen Landwirtschaft mit ein paar Kühen, meist einem Schwein, Hühnern und ein paar Hasen. Bereits als kleines Kind musste er hart mit anpacken. Die älteren Brüder waren im Krieg bzw. in Kriegsgefangenschaft. Sein Vater war seit einem Verkehrsunfall auf der Autobahn angeschlagen, und konnte die schwere Wald- und Hofarbeit nicht mehr verrichten. So kümmerte er sich mit seiner Mutter und den beiden jüngeren Schwestern um Haus und Hof. Mit seinem damals bereits sehr betagten Großvater ging es in den Wald. Zusammen pflanzten sie neue Bäumchen, hauptsächlich Kiefern und Fichten, von denen viele -mittlerweile 75 Jahren alt- heute noch stehen.

Oskar erzählt, dass der Großvater nur dürre und kranke Bäume gefällt hat, ein großflächiges Abholzen oder Kahlschlagen gab es damals nicht. Auch haben sich die Menschen früher nach den Mondphasen gerichtet und nur bei abnehmendem Mond in den Wintermonaten Holz geschlagen, so blieb das Holz stabiler und fester.

Opa und Enkel knieten bei der Fällaktion auf einem Kartoffelsack und sägten den Stamm mühevoll mit einer langen Handsäge durch. Die Holzstämme wurden mithilfe der Kühe, die natürlich auch ihren eigenen Kopf hatten, unter großer Anstrengung aus dem Wald gezogen und nach Hause gebracht.

Aus den Zweigen und kleineren Ästen wurden sogenannte Buschen gebunden, die getrocknet zum Anfeuern des Ofens bzw. Backofens verwendet wurden.

Die Menschen ernährten sich seinerzeit überwiegend von dem, was der Hof hergab, von Kartoffeln, Brot, Butter und Milch. Fleisch gab es wenig. An ein Gericht aus seiner Kindheit kann sich unser Metusalix noch ganz besonders erinnern. Die Kinder bekamen es jeden Morgen vor der Schule serviert. Die Wassersuppe, eine Mischung aus Wasser, Brot und Milch. Dazu passt auch ein vom Großvater überlieferter Spruch: „mir sieht es keiner an, ob ich Fleisch oder Kartoffeln esse“. Opa Johann wurde 89 Jahre alt.

Oskar meint, es sei damals ein echt hartes Leben gewesen, er habe es aber nicht anders gekannt und die Arbeit damals gerne gemacht. Er lebte, wie alle Familien in Harrlach, damals im Einklang mit der Natur, Naturgesetzte wurden akzeptiert, es ging nicht um höher, schneller weiter, sondern darum, sich und die Familie mit dem Notwendigen zu versorgen und zufrieden zu sein.

Daher kämpft Oskar um das was ihm wichtig ist, worin sein Herzblut steckt, den Erhalt unserer wunderschönen Natur in und um Harrlach für alle weiteren Generationen, für unserer aller Zukunft.

Hier übrigens noch das Rezept für die Harrlacher Wassersuppe:

1l Harrlacher Wasser

1Tl Salz

5 Scheiben altes Brot aus dem Holzbackofen

alles erhitzen und durchziehen lassen,

in Teller füllen und mit etwas frischer Kuhmilch übergießen.

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